Ich verstehe nichts: Wie Sokrates und der Kurs in Wundern uns beim Loslassen helfen

Der griechische Philosoph Sokrates soll gesagt haben "Ich weiß, dass ich nicht weiß".

Als einem der angesehensten Denker seiner Zeit war ihm bewusst, dass all sein Wissen, von der banalsten Alltagsannahme bis zur komplexesten Lehre, nur ein beweisloses Für-selbstverständlich-Halten sein kann, dass man von seinen Ansichten vernünftigerweise nur vorläufig überzeugt sein kann und dass es zur Erlangung wirklicher Weisheit zuallererst der Entlarvung dieses Scheinwissens bedarf.

In den Geschichten über sein Leben wirkt Sokrates wie ein Mensch, der Entscheidungen aus seinem tiefen Inneren heraus traf: Sei es beim Gang über den Athener Markt, bei dem er sich wunderte, was diese Athener alles zum Leben brauchen (was impliziert, dass er selbst den Einflüsterungen der damals schon vorhandenen Werbung "Wenn du dies kaufst, geht es dir besser" unbeeindruckt gegenüber stand). Sei es bei seiner prinzipiengeleiteten Entscheidung, das Urteil über seinen Tod anzunehmen und gefasst zu vollziehen.

Ich erinnerte mich heute an obenstehenden Ausspruch beim Blättern im oft zitierten Kurs in Wundern. Eine der ersten Übungslektionen im Kurs heißt "Ich weiß nichts über die Dinge, die ich gerade sehe (in diesem Raum, aus diesem Fenster, an diesem Ort)". Die Übung ist die dritte in einer Reihe von Tages-Mottos, die den Leser darin schulen, das einfache Sein der Dinge zu trennen von der Bedeutung, die man ihnen gegeben hat.

Führe ich mir dieses Nicht-Wissen einige Minuten bewusst vor Augen, fühle ich mich auf einmal wie ein Kind. Ich muss an meine Tochter denken, welche tatsächlich noch sehr wenige Erfahrungen mit den Dingen und Lebewesen hat, die ihr begegnen.
Trotz oder vielleicht wegen dieses Nicht-Wissens geht sie beeindruckend furchtlos und vertrauensvoll mit bekannten wie unbekannten Dingen um. Übe ich mich im Gedanken "Ich weiß nichts über die Dinge (Menschen, Tiere…), die ich gerade sehe", lasse ich bewusst los, was ich gelernt habe oder gelernt zu haben meine. Neben der entstehenden geistigen Flexibilität - Dinge auch mal neu denken und einordnen zu können - versetzt mich das in einen Zustand bedingungslosen Urvertrauens. Es ist, als würde mein Unterbewusstsein wie das eines Kleinkindes die Botschaft verinnerlichen: "Ich bin sicher, ich bin frei, jemand wird mich schon retten, ich muss mich nicht limitieren durch vorher-im-Geiste-ausgemalte  Gefahren, nichts tun nur um jemandem zu gefallen,  ooooh - was ist das denn für ein interessantes neues Ding?"

Ich merke, wie meine Schultern und mein Nacken Spannung loslassen, schmelzen, wie warme Schokolade in der Sonne, wie ich in meinen Kursen sage. Ich fühle mich unabhängiger von der Meinung anderer, ganz klar zentriert und effektiv im Tun. Einmal mehr wird mir klar, dass es Überzeugungen und angelerntes, nicht zwangsläufig zutreffendes Wissen sind, welches uns von unserem Zentrum, unserer inneren Mitte  entfernen können.

Daher möchte ich dich heute einladen, diesen Spruch einmal auszuprobieren (ein paar Minuten reichen, es sollte keine Obsession werden!)
Vielleicht nimmt er auch dir eine Last von den Schultern und lässt dich offen und vertrauensvoll durch deinen Tag gehen - oder vielleicht sollte ich sagen tanzen :-)?
Also denk daran: "Ich verstehe nichts von den Dingen und Menschen…"!

Sei herzlich gegrüßt
Marita

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